re: Panikattacke Arbeit
Füchsin * schrieb am
6. Januar 2007 um 14:26 Uhr (696x gelesen):
Hallo, Turul!
Du schreibst nicht, wie lange du die Arbeit schon machst und wie alt du bist.
Leider sind Arbeiten für ungelernte Hilfskräfte immer solche, die alles zusammengefasst schrecklich sind und miesest bezahlt. Zudem neigt die kapitalliberale Gesellschaft dazu, die Kleinen auszupressen bis zum geht nicht mehr, Akkord und nochmals Akkord, aber den großen Managern wird das Geld hinten reingeschoben. Aber solange die Gesellschaft sich einreden lässt, "Geiz ist geil" und Geld ist das einzige Ziel des Lebens, und wer kein Geld hat ist selbst schuld (und verdient es nicht, zu leben), wird das so weiter gehen.
Die einzige Hoffnung, die wir haben können ist, dass sie in einigen Jahren eine unwahrscheinliche Knappheit an Personal haben werden, da zuwenig Kinder geboren werden. Aber dann holen sie vermutlich lieber ganz Afrika und Asien billigst nach Mitteleuropa als die Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern...
Habe auch schon diverse Mies-Jobs hinter mir. Akkordarbeit einzuhalten, die man aber noch nicht kann, egal ob am Fließband oder Kassenband, kann einen schon zum Heulen bringen. Das ist naicht krank, sondern ganz normal. In früheren Zeiten musste man an der Kassa überhaupt alle Preise auswendig können (!) und eintippen, und später durfte man die Nummern vom Strichcode einzeln eintippen. Erst später kamen Scanner auf. Wenn es dich etwas tröstet - mit der Zeit gewöhnt man sich an den Stress oder wird einfach schneller, der Körper automatisiert die Abläufe. Außerdem ist zu Weihnachten im Handel immer stressig. Wenn du also relativ neu an der Kassa bist, dann rate ich dir mal einfach Geduld zu haben, du wirst schneller werden. Und Augen auf beim Wechselgeld! Bevor du es rausrückst, hole Luft, schau weg, zähl geistig bis acht, und dann siehe nochmals hin, als hättest du es noch nie gesehen.
Eine miese Tour, die im Handel üblich ist (aber auch im Gastgewerbe): wenn du dich verrrechnest, darfst du selbst die Differenz draufzahlen... Wenn ich als Kunde selbst draufkomme, habe ich noch immer das Geld zurückgegeben. Es war aber auch manchmal so, dass ich zuwenig Rückgabe bekommen habe. Man sollte also Rechnungen immer rasch durchsehen und auf das Wechselgeld achten...
Was tun zur Prävention: immer ausgeschlafen zur Arbeit gehen - ein müder Verstand neigt dazu, sich zu verrechnen. Johanniskrauttee, Lezithin (z.B. Biovital) zu sich nehmen. Betrachte die Menschen eher wie eine Horde Schafe, die du durchschleust, stelle dir das bildhaft vor. Und die vor sich hinblöcken. Die allermeisten Menschen meinen überhaupt nicht dich persönlich, wenn sie was sagen, die würden mit einem Apparat oder einem Schäferhund an der Kassa genau gleich umgehen. Du bist für sie "das anonyme Geschäft" - also fühle dich auch nicht persönlich betroffen! Du musst auch verstehen, dass die Leute einfach genervt sind, wenn sie an der Kassa anstehen, und du bist so etwas wie das Kummertelefon, in dem sie dann hineinjammern. Hört sich zwar nicht so an, ist aber im Grunde genau so. Das ist leider das Los aller Verkäufer, auch derer in der Gastronomie, so eine Art Seelenklempner, Kummertelefon, Fussabstreifer und Blitzableiter zu sein. Aber eins bist du im Handel oder in der Gastronomie nicht: ein individueller Mensch. Distanziere dich innerlich, spiele eine Rolle.
Hilfreich ist sicherlich - bloß kein Kreis! (der macht unsympathisch!) - sondern sich morgends vor Arbeitsbeginn in ein Feld von Licht zu hüllen und die höcheren Mächte um Schutz und einen guten Tag zu bitten. Das Feld nicht unbedingt weiß - sondern rosa oder sonnig visualisieren.
Mit lieben Grüßen -
Füchsin

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