Hallo, Füchsin!
> Ich denke, es ist hier ein fundamentaler Irrtum in der >Auffassung, was als gut und was als böse zu betrachten ist.
> Gut und böse - gibt es gar nicht.
Absolut gesehen, hast du da vermutlich recht. Aber können Menschen absolut sehen? Ich denke nicht.
> Wenn ich einem Huhn das Leben nehme, ist es für mich gut, > für das Huhn böse. Wenn ich einem Verhungernden damit das > Leben rette, ist es gut, wenn ich der Katze die Knochen
> gebe und sie erstickt daran, ist es böse.
Das ist aber deine Sicht der Dinge. Nach meiner Sicht sind Angriffe gegen Leib und Leben von Menschen mit Ausnahme von unmittelbaren Notwehrsituationen immer böse, auch dann, wenn diese Menschen selbst "böse" sind.
> Wenn ich ein Glas Wasser trinke und damit tausende Keime > und Bakterien töte - ist das nun gut oder böse? Für wen?
> Wenn ich das Schaf schere und die Wolle nehme, ist das
> für mich gut, für das Schaf böse. Wenn es heiß ist, ist
> es für das Schaf gut. Wenn meine Schwester allergisch
> gegen Tierhaare ist und ich schenke ihr einen
> Wollpullover (absichtlich), ist es böse.
> Wenn ich mit Folter drohe, ist es böse. Wenn ich einem
> Unhold drohe, damit ich ein Kind retten kann, ist es gut. > Wenn ich einen Mann ermorde, ist es böse. Wenn ich einen > Mann ermorde, der gerade sich anschickt, ein Volk
> auszurotten, ist es gut. Wenn es aber das Karma des
> Volkes gewesen wäre, ist es wieder böse...
> Was man auch macht, man patzt sich karmisch an, und
> unschuldig und ein ethischer sauberer Engel ist gar
> niemand. Schon allein sich das einzubilden, ist
> Größenwahn.
Da geb ich dir recht.
> Es geht im Leben darum, so förderlich, aufbauend und
> wohlwollend zu sein wie möglich und mehr Gutes zu tun als > Böses; vor allem bewusst mehr Gutes zu tun als Böses.
Aber oben hattest du ausgeführt, dass es das Gute und Böse nicht gibt. ;-) Und im gesamten weiteren Verlauf deines Beitrags bist du dir dann doch wieder sicher, was das 100% Richtige und Gute ist in dem Fall - und alle, die eine abweichende Meinung haben, sind blind und verblendet, auch wenn sie diese Meinung begründen können.
Wenn du meinen Artikel weiter unten liest, siehst du auch, dass meine Argumentation nicht unbedingt auf verblendeter Güte beruht, auch nichts mit Mitleid mit dem Täter zu tun hat.
> Mitunter muss man aber von Güte zu Strenge wechseln, um
> Schlimmeres zu verhindern. Es gibt nicht nur die Güte -
> auch die Strenge dient dem Gemeinwohl. Das ganze
> Universum ist aufgebaut unter den Regeln von GÜTE und
> STRENGE. In dem Sinne kritisiere ich ausdrücklich die
> Forderung, den zwei Polizisten, die nicht ein noch aus
> wussten und mit Folter DROHTEN, lebenslänglich Zuchthaus > anhängen zu wollen. (...) Ich finde, sie haben sich
> vollkommen richtig verhalten.
Warum ich nicht denke, dass dieses Verhalten "vollkommen richtig" ist, habe ich unten ausgeführt. Aber ich halte es, wie gesagt, für menschlich nachvollziehbar und verständlich. Angemessen wäre vermutlich - ich kenne den Fall kaum - eine milde Strafe auf Bewährung, die diese Leute nicht den Job kostet. Das ist, glaube ich, der Fall bei Freiheitsstrafen unter einem Jahr oder so. (So oder aber mit einem Freispruch wird das Ganze vermutlich ohnehin ausgehen.)
Mal andersrum: Einen Menschen zu foltern, ist ja nicht so ohne. Wie würdest du mit einem Polizisten umgehen, der im konkreten Fall deshalb nicht foltert, weil er es gar nicht kann, massive Widerstände dagegen verspürt, das Mitansehen/Mitanhören der Schmerzen des Gefolterten nicht ertragen kann - meiner Meinung nach ist auch das eine normale und menschliche Reaktion. Der hat dann wohl falsch gehandelt, und ihm sollten disziplinarrechtliche Konsequenzen drohen?
> Im Prinzip sind die Polizisten moralisch gesehen daher
> freizusprechen; da aber die Deutschen heute in ihrer
> Blindheit nicht mehr instinktiv wissen, was denn
> nun "pfui" oder "bravo" ist, und immer in falsch
> verstandener "Güte" zu den kriminellen Tätern halten und > die Rechte des Opfers negieren, wird man vermutlich die
> Polizisten verurteilen.
Dass die Leute verblendet sind und auf Seiten der Täter stehen, glaube ich eher weniger, frag mal Menschen auf der Straße - ich bin mir ziemlich sicher, dass die Meisten das Verhalten des Polizisten gutheißen werden und sich nicht im klaren darüber sind, was das, weitergedacht, für Folgen hätte.
> Es gibt Fälle, wo man Grenzen ziehen muss, wo man Leute
> zurechtweisen muss, wo man Leute zum Schutz des Größeren > feuern oder einsperren muss und schlimmstenfalls auch
> töten muss (immer unter dem Motto: um SCHLIMMERES als das > zu verhindern). Es geht garantiert nicht an, dass der
> Staat tatenlos zusieht, wie ein Verbrechen (die langsame > Ermordung des Kindes) vollzogen wird. Jeder Mensch hat
> das recht zur Notwehr, selbstverständlich hat auch die
> Gesellschaft ("der Staat") das Recht zur Notwehr, sofern > er etwas Gutes damit schützen möchte.
Ich verstehe unter Foltern und Notwehr etwas anderes, und glaube auch nicht, dass Foltern als Notwehr geeignet ist. Ich denke nicht, dass man Menschenrechte so einfach, wenn es einem gerade passt, außer Kraft setzen kann. (http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/windexde/TH2004001, Artikel 5, 11 und 30)
http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/3c7abab8e052c42fc1256eeb004ce861/1152a8e2bcf94f40c1256ef90036c59f?OpenDocument
In mindestens 70 Ländern der Welt wird bis heute gefoltert.
Linkübersicht Folter:
http://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/WAlleDok?OpenView&Start=1&Count=50&Expand=3#3
Alles Liebe,
Chord
PS: ich weiß nicht, ob die Links so funktionieren, werde evtl. noch einen Beitrag druntersetzen deswegen.