Re: Das Gefühl von Nähe und Kraft - auch ohne jedes Wort
Stern schrieb am 15. Januar 2005 um 14:58 Uhr (578x gelesen):
Hallo Albine,
Ich denke nicht, dass du damit Probleme erzeugst, dafür sind sie ja da, dass du auch mal klammer kannst, dich auch mal anlehnen kannst. Du bist doch auch für sie da und jetzt sind sie dann einmal für dich da. Sieh es auch ein wenig als Ausgleich.
Ich würde auch immer am liebsten in ein Mauseloch verschwinden und mich gleichzeitig stark an jemanden klammern. Bei meinen Schwiegereltern gibt es einen Platz hinter dem Haus, an den ich dann immer gehe, zumindest in Gedanken: es ist hinter der Holzhütte, uneinsehbar vom Haus, der Straße, von den Nachbarn - wie ein Mauseloch. Aber gleichzeitig sieht man dort die Weite: man sieht über den Garten hin zum Wald ins Tal. Hinter dem Tal erstrecken sich wieder viele Hügel, auf denen einzelne Häuser stehen, manchmal auch in Gruppen. Überall kleine Felder, Wiesen, Wälder. Auf den Feldern grasen Kühe und Schafe, man hört die Rufe der Hirten und über allem kreisen großere Vögel wie Habicht oder Bussard. Es ist dieses alleinsein, aber gleichzeitig diese Weite, diese Vögel, die einen mitnehmen auf die Reise, die mich in eine eigenartige ruhige Stimmung versetzen: noch immer traurig, aber gefaßt, ruhig und optimistisch, aber vor allem geborgen und behütet - ich kann mir selbst sonst nie so nah sein. Ganz schön ist es, wenn ich in der Stille dann noch ein Gebet höre. Es ist das Mauseloch, das wie jedes Mauseloch auch einen Ausgang hat: man kann sich darin verkriechen, sieht aber am anderen Ende das Licht der Hoffnung deutlich hereinscheinen und man kann es jederzeit wieder langsam verlassen.
Alles Liebe
Stern

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