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Re: Gesetzliche Richtigkeit vor ethischer?
Chord schrieb am 21. November 2004 um 13:23 Uhr (601x gelesen):

Hallo Albine,

nicht immer ist das, was menschlich nachvollziehbar und verständlich ist, auch das objektiv für die Gemeinschaft Beste bzw. Richtige. Es gibt z.B. sehr viele Gründe, generell gegen die Anwendung von körperlicher Gewalt und insbesondere gegen die Todesstrafe und gegen Körperverletzung zu sein. Ich selbst bin auch ausnahmslos gegen die Todesstrafe und in nahezu allen Fällen auch gegen die Anwendung von körperlicher Gewalt. (Ich werde das hier nicht begründen, dazu könnte man ganze Abhandlungen schreiben.) Würde jedoch jemand meine Tochter vergewaltigen, so würde das in mir eine solche Welle an Emotionen auslösen - verständlicherweise - dass ich nicht garantieren kann, wie ich in so einem Fall reagieren würde - es ist durchaus möglich, dass ich ihm dann die Todesstrafe wünschen würde oder auch aus Wut über das, was er meiner Tochter angetan hat, körperliche Gewalt gegen ihn anwenden, wobei ich möglicherweise es nicht schaffen würde, mich auch nur im geringsten zurückzuhalten - vielleicht stirbt derjenige durch meinen körperlichen Angriff - menschlich hat wohl alle Welt Verständnis dafür - ich erinnere an den Fall Bachmeier, als eine Mutter den Mörder ihrer Tochter erschoss. Richtig finde ich das allerdings auch im ethischen Sinn nicht, so zu reagieren - und daher finde ich es gut, dass das Gesetz hier eingreift. Es wäre sonst Auswüchsen Tür und Tor geöffnet. Ich erinnere dich z.B. an die Fälle, die es mittlerweile leider sowohl in Deutschland als auch in Österreich gibt, in denen Polizisten oder Staatsbeamte körperliche Gewalt gegen Ausländer, die abgeschoben werden sollten, angewandt haben, und diese Ausländer an den Folgen dieser körperlichen Gewalt verstorben sind. Und das waren eigentlich Dinge, die noch nicht wirklich als Folter gedacht waren - im einen Fall war es "Knebeln", weil der Ausländer im Flugzeug schrie und tobte, im andern Fall war es "Sichern in Bauchlage": wenn derjenige nicht völlig gesund ist, und z.B. nicht durch die Nase atmen kann, ist so etwas schon sein Todesurteil.
Du sagst vielleicht, dieser Polizist hat ja nicht wirklich gefoltert, sondern es nur angedroht. Aber es ist schwer zu beurteilen, ob er das in die Tat umgesetzt hätte oder nicht. Schließlich war es ja dann bekannt geworden, dass der Junge bereits tot war, und damit war seine ursprüngliche Intention, dem Jungen das Überleben zu ermöglichen, ja ohnehin gescheitert. Wenn jemand zu mir sagt, er wird mich bei nächster Gelegenheit erdrosseln, ist das auch nichts weiter als eine Drohung - ich würde dann aber wohl auch Anzeige erstatten, weil ich mich gefährdet sehe.
Und denk das einmal weiter - wenn bekannt wird, dass z.B. Polizisten in solchen Fällen zwar drohen dürfen, aber dem Verdächtigen nichts antun, würde sich das doch früher oder später herumgesprochen haben - nicht zuletzt deshalb, weil diejenigen, die doch im Rahmen ihrer Vernehmung körperlich misshandelt würden, dagegen klagen würden und Recht bekommen - und die Drohungen wären somit bald völlig wirkungslos.
Du kannst also nicht fordern, dass das Drohen von Folter erlaubt, die Anwendung aber verboten bleiben soll.
Wenn du aber die Anwendung von Folter in Fällen wie dem geschilderten befürwortest, dann denk das einmal weiter.
Der Täter wird gefoltert - er gesteht. Fein.
Weniger fein an dem Ganzen ist, dass du davon ausgehst, dass offenbar nur jene Leute ein Verbrechen gestehen, die die tatsächlichen Täter sind. Du verstößt aber entweder massiv gegen die Unschuldsvermutung - ein Grundpfeiler der Justiz ist doch, dass Menschen, solange sie nicht rechtskräftig verurteilt sind, als unschuldig gelten. Oder aber du nimmst bewusst in Kauf, dass auch völlig Unschuldige gequält und gefoltert werden. Nun, es wird in der Justiz auch in Kauf genommen, dass völlig Unschuldige in Untersuchungshaft kommen, aber hier sind die Relationen schon ein bisschen anders:
Du kannst dir in etlichen Ländern, in denen Folter angewandt wird, ansehen wohin das führt. Unter Folter, damit sie wirksam ist, tut es da eine Ohrfeige sicher nicht, würde früher oder später nahezu jede/r etwas zugeben, das ihm/ihr zur Last gelegt wird oder irgendetwas antworten, von dem er denkt, dass die Antwort genehm ist, bloß, damit die Qualen aufhören.
Dass dabei "zufällig" der tatsächliche Täter ins Visier genommen wurde, kann in dem Fall keinen Unterschied machen in der Beurteilung. Es hätte auch einen Unschuldigen erwischen können, und wer schuldig oder unschuldig ist, das bestimmt zum Glück nicht die Polizei anhand des Augenscheins, sondern dazu ist eben ein Gerichtsverfahren erforderlich.
Auch müsstest du, wenn du Folter erlaubst, so makaber das klingt, die Polizisten auch zum Foltern ausbilden. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass sie die Folgen ihrer gutgemeinten Folterhandlungen überhaupt nicht abschätzen können, und ihre Opfer durch die Foltermaßnahmen fahrlässig töten oder verletzen, bzw. ihnen dauerhafte psychische Schäden zufügen, wie man allein schon an den oben erwähnten Fällen, die noch nicht einmal als Folter gedacht waren, sondern nur um die Verdächtigen ruhigzustellen, sehen kann.
Natürlich versteht jeder die Motive dieses Polizisten, und sie werden ihm wohl auch ziemlich sicher mildernd angerechnet, dennoch - würden alle Polizisten so denken, könnte man das Rechtssystem abschaffen.
Das "gesetzliche Allzweckmuster" hat in dem Fall durchaus einen Sinn - dadurch, dass diese Prinzipien eines Rechtsstaates eingehalten werden - sind Verdächtige nicht quasi Freiwild für die einvernehmenden Organe, und es wird der Schutz ihres Lebens und die Einhaltung der Menschenrechte garantiert. Natürlich ist es tragisch, dass dieser Junge ums Leben kam - aber genauso tragisch ist es, wenn ein völlig Unschuldiger durch Foltern ums Leben kommt (und sag nicht, dass so etwas nicht passiert, selbst einige der in den USA durch die Todesstrafe ums Leben Gekommenen sind nachweislich unschuldig gewesen, was sich oft erst Jahre später eindeutig erwiesen hat), und eigentlich ist es auch tragisch, wenn ein Schuldiger durch Foltern ums Leben kommt - denn zum Glück ist die Todesstrafe bei uns nicht vorgesehen. Natürlich ist es ungerecht, wenn etwa, jemand der 3 Menschen getötet hat, lebenslang bekommt. Jemand der 6 Menschen tötet, müsste demnach "doppelt lebenslang" bekommen. Du siehst, die gesetzliche Richtigkeit kann nicht in allen Fällen wirklich gerecht sein. Und es ist ja auch nicht so leicht generell zu bestimmen, was im konkreten Fall wirklich "ethisch richtig" ist und was nicht. Auch wenn jemand ein Mörder ist, gibt das niemandem - auch einem Exekutivorgan nicht - das Recht, denjenigen zu ermorden. Und in diese Richtung - Gleiches mit Gleichem zu vergelten, zielen aber deine Vorschläge.

Alles Liebe,

Chord






> Wie oft lesen wir in Zeitungen oder sehen abends in den Nachrichten :
> Ein junges Mädchen wird seit Tagen vermisst – nach dem Schullende verschwand es spurlos auf dem Nachhauseweg. Zeugen berichten von...

> Und wie oft nach Tagen der schrecklichen Ungewissheit dann der Bericht: Das vor x Tagen vermisste Mädchen wurde erdrosselt in einem Wald am Rande ihrer Heimatstadt aufgefunden – die Polizei schließt ein Sexualverbrechen nicht aus!

> Warum?
> Warum geschieht so etwas immer und immer wieder ? Egal ob Freunde, Verwandte oder bereits Straffällige? Warum nur geschehen immer wieder die selben Qualen?

> Derzeit wird über einen Mann entschieden, einen Polizisten, welcher sich wohl genau die selbe Frage gestellt hat. Vor im sitzt ein Mann! Dieser Mann gibt zu, er hat einen vermissten Jungen entführt, ihn sexuell missbraucht !
> Der Polizist droht daraufhin dem Mann mit Folter, wenn er nicht sagt, wo der Junge ist und wenn der junge nicht mehr am Leben sein sollte!
> In kürzester Zeit kann die Polizei so den Jungen finden – doch für ihn kommt jede Hilfe zu spät!!!

> Nun entscheidet ein Gericht, ob die Drohung der Folter dieses Polizisten gerechtfertigt war oder ob dieser Polizist deswegen zu bestrafen sei!!!

> Die Leute im ARD- Sonntagsgespräch bäumen sich auf, dieser Fall sei ein Skandal!
> So etwas dürfe es nie nie wieder geben!
> Selbst eine einmalige Ausnahme würde sonst so zur Regel werden!!!

> Doch IC frage mich – warum?
> Warum sind so viele dieser Menschen so blind? Warm wollen sie einen Mann bestrafen, welcher vielleicht selbst noch Kinder hat, der eine Drohung der Folter aussprach, nur um das Leben eines Kindes zu retten?
> Wieso bestraft man ihn dafür?

> Er wusste, dass diese Folter, würde er sie umsetzen Strafbar war!

> Doch genau diese Foltern wären s, die dazu führen würden, dass weniger dieser Fälle in Deutschland geschehen würden!!!

> Wie kann es sein, dass ein Mann – ein Polizist jetzt dafür bestraft werden soll?
> Dies ist meiner Meinung nach ein Skandal – eine Zwickmühle, in der Deutsche Richter zeigen, wie wenig sie nach ethischen Grundsätzen handeln und wie hoch ihnen der Sinn des gesetzlich vorgeschriebenen „Allzwecksmuster“ steht, welches sie immer und überall anwenden!

> Ich finde diese Tat des Polizisten bemerkenswert und finde, er hat richtig gehandelt. Er setzt dadurch seinen Beruf auf’s Spiel –
> Die Frage an jeden Gegner – was wäre gewesen, wenn es ihr Kind gewesen wäre – wie hätten sie geantwortet?

> Dieser Fall bewegt mich sehr, weil ich nicht weiß, was Menschen dazu veranlasst, einen Möder "zu decken" und einen unschuldigen, emotionalen Menschen zu bestrafen!

> Was ist eure Meinung zu diesem Fall, der meiner Meinung nach die ethische Richtigkeit eines Mannes zeigt, der über sein Leben und seine Bestimmung hinaus, als Mensch, versucht hat, einem anderen Menschen das Leben zu retten?

> Hat er nicht richtig gehandelt? Auch wenn er gegen das Grundgesetzt verstoßen hat?
> Sollte man nicht solch einen Fall aus ethisch- menschlicher Sicht betrachte, statt aus gesetzlicher?

> Liebe Grüße,
> Albine



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